Home Sweet Home           

Festung Franzensfeste

Josefh Dellegs Installation 'Home Sweet Home' thematisiert die Unmöglichkeit des 'Zu-
Hause-Seins' in einer Welt von Ausbeutung und Vertreibung. – Die Wandarbeit macht sich
– unter hintergründiger Verweigerung räumlicher Perspektive – den totalitären Blick auf ein
geometrisch angelegtes Lager zu eigen. Die formatfüllend hinterlegte Camouflage betont
den militärischen Charakter der gezeigten Hüttenansammlung und verweist auf die von Krieg
und rechtloser Ausgrenzung induzierte Angst und Gewalt. Sowie auf das daraus
resultierende Schutzbedürfnis, dem hier lediglich anhand einer hauchdünnen Tarnlage, eben
einer Camouflage, Rechnung getragen werden kann.
Der Titel der Arbeit spielt auf die Homelands Südafrikas an und ironisiert gleichzeitig die
Inszenierungen einer heilen Welt in unseren wohlgeordneten und liebevoll ausstaffierten
Dörfern und Städten. Die Arbeit erzählt gleichzeitig von verlogener Einlullung in einer nur
scheinbar heilen Welt und dem tragischen Status tatsächlicher Exterritorialität.
Davor – quasi herauskopiert, fokussiert und vergrößert – ein Prototyp der skizzierten 'Hütten'.
Die Camouflage entpuppt sich in der Horizontalen als ein Arsenal aus Schädeln.
Während die Camouflage durchaus noch Aspekte des Schutzes -der Tarnung
beinhaltet, erzählen die Totenschädel von der Unausweichlichkeit der letztgültigen Vernichtung.
Dellegs 'Hütten'-Prototyp ist ein Ikon: Das schludrige Konstrukt aus rohen Holzlatten kommt
wie eine dreidimensionale Zeichnung daher, die plakativ ein Symbol aus einfachen 'Linien'
nicht auf das Blatt, sondern in den Raum entwirft. Das kalte Weiß der Leuchtstoffröhren
unterstreicht den symbolisch abstrakten Charakter der Installation. Das Hüttenkonstrukt ist wie
dies Lagerbehausungen zu eigen ist -provisorisch, baufällig, windig: ein bauliches
Provisorium gehalten von aggressiv nach außen abstehenden Schraubzwingen. Der Raum,
den die Hütte als letzten Schutz aufspannt, ist instabil und droht bei geringster Gefahr wie
ein Kartenhaus in sich zusammenzufallen.
Die Installation erinnert an real existente Segregationslager, darüber hinaus thematisiert sie
ein 'abstraktes' Prinzip: das menschenfressende Prinzip der Gleichschaltung. Das im
strengen Raster ausgerichtete Lager als Symbol für ein unmenschliches System, das
Individualität und Freiheit -das Menschsein an und für sich -überschreibt.
Verstörend in dieser Szenerie ist die Blütenpracht, die sich im Inneren des Hauses entfaltet.
Symbol einer Hoffnung? Des Zu-Hause-Seins? Selbst hier, in diesem Verschlag noch ein
Hauch geraniendekorierter Heimat? Oder ist es die Bepflanzung eines Grabes, ein Nachruf
auf das Leben, das sich hier nicht entfalten konnte? Überlebende sind jedenfalls nicht zu
orten. – Das von Delleg inszenierte Bild ist ein Bild, das über die konkrete Wirklichkeit der
Lager hinausweist. Es ist die Zustandsbeschreibung einer Welt, die es unmöglich macht,
sich heimelig einzurichten.

Dr. Rita Gotthold

Home Sweet Home

L’installazione „Home Sweet Home“ di Josefh Delleg tematizza l‘impossibilità del sentirsi a
casa in un mondo saturo di sfruttamento e espulsioni. La composizione parietale, sfrutta,
attraverso il rifiuto di prospettive spaziali – lo sguardo totalitario su un campo collocato
geometricamente. Collocato davanti – quasi come copiato, focalizzato, ingrandito – un
prototipo di una bozza di casupole. Il camouflage si rivela orizzontalmente come un arsenale
di teschi. Se il camouflage mantiene ancora aspetti di protezione – di un mascherarsi
provvisorio – i teschi invece raccontano dell’ ineluttabilità di un indifferente annientamento.

Il titolo dell’opera allude alle homelands sudafricane e ironizza contemporaneamente sulla
messinscena di un mondo fittizio: Il Lavoro racconta della tragica condizione di affettiva
extra-territorialità, e di un menzognero cullarsi in un mondo solo apparentemente sano.
L'installazione tematizza inoltre un "astratto” principio: il principio cannibalico dell’
uniformazione. Il campo inserito in un rigido schema, come simbolo di un sistema disumano,
che sovrasta l’ individualità e la libertà, l’essere umano in se e per sé.

Disturbante in questo scenario è lo splendore dei fiori che si dispiega all’ interno della casa.
Simbolo di una speranza? Del sentirsi a casa? Persino qui, in questa rimessa, spira un soffio
di “Heimat” ornata con gerani o è forse l’infiorescenza di una tomba, un richiamo alla vita,
che non poteva dispiegarsi qui? Ad ogni modo non si trovano sopravvissuti. L’opera di Delleg
è uno scenario che allude alla realtà concreta del campo. È una descrizione reale di un
mondo che renda impossibile il fatto di sentirsi a casa.

Dr. Rita Gotthold